Bericht der Schulinspektion 2019

Unsere Schule hat nun schon zum 3. Mal einen Besuch der Schulinspektion erhalten. Damit sind wir eine der ersten wenigen Schulen, die nach einem neuen Format angeschaut werden.
Wir nutzen diese Ergebnisse, um uns kontinuierlich weiterzuentwickeln und begrüßen die Rückmeldungen von außen, die uns dabei helfen, begonnene Wege weiter zu beschreiten oder neue Aufgaben und Themenfelder für unsere Qualitätsentwicklung zu identifizieren.

Dazu sagt die Schulinspektion folgendes:
Aufgabe der Schulinspektion ist es, den Ausschnitt schulischer Realität zu betrachten, der relevant und repräsentativ für die Schul- und Unterrichtsqualität ist. Vor diesem Hintergrund hat die Schulinspektion entschieden, sich auf eine Auswahl von Qualitätsbereichen und -merkmalen aus dem Orientierungsrahmen Schulqualität zu beschränken, die für erfolgreiche Schulen maßgeblich relevant sind. Durch diese Schärfung sollen den Schulen Hinweise auf mögliche Schwerpunktsetzungen in der Schulentwicklung gegeben werden.

An 2 Schulvormittagen haben drei InspektorInnen sich ca. 40 verschiedene Unterrichtssequenzen (ca. 10 – 15 Minuten Einheiten in einer Klassen-/Unterrichtssituation) an für uns ganz normalen 2 Schultagen angeschaut.
Es fanden Online-Befragungen von Schülerinnen und Schülern unserer 3. und 4. Klassen, den Eltern und Lehrkräften statt. Zudem wurden direkte Interviews mit diesen drei Personengruppen durchgeführt. Ebenso gab es ein langes Interview mit der gesamten Schulleitung.

Hier nun der gesamte Bericht der Schulinspektion des Jahres 2019:

Die Schulleitung hat einen klaren pädagogischen Standpunkt, der der Schulgemeinschaft bekannt ist, jedoch nicht so klar in der pädagogischen Gesamtkonzeption und Handlung zu erkennen ist. Insofern erscheint es richtig, die grundsätzliche pädagogische Ausrichtung in Form des geplanten Leitbildprozesses erneut zum Thema zu machen, damit die pädagogischen Ziele ihre Wirksamkeit auch im Unterricht entfalten können.

Die Schulentwicklung zeichnet sich durch eine Vielzahl einzelner qualitätsrelevanter Maßnahmen aus. Beispielsweise hat die Schule vor einigen Jahren pädagogische Leitplanken formuliert, die im Schulalltag aber kaum noch präsent sind. Um die Wirksamkeit dieser Maßnahmen voll entfalten zu können, bedarf es u. E. einer klareren gemeinsamen Definition von Schulentwicklungszielen, die in einen Qualitätszyklus eingebunden sind, damit bereits Vorhandenes nicht wieder versandet.

Eine herausragende Stärke der Schulleitung ist, dass sie im besonderen Maße einen Blick auf die Individualität der Lehrkraft und deren Kompetenzen hat. Entsprechend fühlen sich die Lehrkräfte wertgeschätzt, gesehen und in ihrer beruflichen Entwicklung unterstützt.

Neue Lehrkräfte werden nahezu ausschließlich durch die Begleitung in den Teams eingearbeitet. Eine schriftliche Dokumentation, die Auskunft darüber gibt, welche Standards an der Schule gelten, fehlt weitgehend. Diese Form der Einarbeitung wird vom Kollegium selbst gleichermaßen als Qualität und als Belastung empfunden. Das von der Schulleitung angedachte ABC für neue Kolleginnen und Kollegen erscheint als eine sinnvolle Maßnahme, die qualitätssichernd und entlastend sein könnte.

In seiner Gesamtheit zeichnet sich der Ganztag durch eine gute Organisation und ein vielfältiges Angebot aus. Die neue GBS-Leitung, die jetzt eine personelle Kontinuität gewährleistet, bringt in Zusammenarbeit mit der Schulleitung neue Impulse im Bereich der Verzahnung der Vor- und Nachmittagsangebote.

Sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Eltern fühlen sich in ihren Anliegen ernst genommen. Dies zeigt sich in der Präsenz und Ansprechbarkeit der Schulleitung. Regelmäßig werden die Schülerinnen und Schüler zu ihrer Zufriedenheit mit der Schule schriftlich befragt. Die Eltern werden in ihren Anliegen von der Schulleitung unterstützt. So finden die Interessen der Eltern als auch der Schülerinnen und Schüler Eingang in den schulischen Alltag.

Die wichtigste Form der Zusammenarbeit an der Schule sind die Jahrgangsteams und der individuelle Austausch. Ein wesentliches Ergebnis der Zusammenarbeit sind die Curricula, die auch für die Eltern auf der Homepage einzusehen sind. Darüber hinaus ist der Anteil der verbindlichen konzeptionellen Absprachen eher gering, da die individuelle Freiheit in Bezug auf die Unterrichtsgestaltung sehr groß ist. Ein wesentliches Problem bzgl. der
Verbindlichkeit liegt u. E. darin, dass es keinen auf Unterricht bezogenen pädagogischen Grundkonsens gibt.

Die Schulleitung erhebt eigene Daten und nutzt die Kermit-Ergebnisse als Anlass, um mit den Lehrkräften über den Unterricht und die Klassensituation zu sprechen, jedoch nur als Abgleich der eigenen Wahrnehmung zum Lernstand der Schülerschaft. Wichtig erscheint uns, dass die Schule eine Antwort auf die Frage findet, wie diese Daten für die Verbesserung des Unterrichts genutzt werden können.

Das Kollegium agiert vor allem im Modus des Austausches von Unterrichtsmitteln und –materialien weniger im Modus des systemisch-reflektierenden Nachdenkens über Unterricht. Das Bedürfnis des Kollegiums stärker voneinander zu lernen, ist vorhanden, in den pädagogischen Alltag jedoch noch nicht fest integriert.

Es ist nicht möglich von dem typischen Unterricht der Carl-Cohn-Schule zu sprechen, da die Qualität des Unterrichts im hohen Maß von der einzelnen Lehrkraft abhängig ist.

In der Tendenz lässt sich der Unterricht aber folgendermaßen beschreiben: Es gelingt den Lehrkräften nahezu immer Unterrichtssituationen so zu gestalten, dass die Voraussetzungen gegeben sind, damit die Schülerinnen und Schüler gut lernen und arbeiten können. Das Klassenklima und die Beziehung der Lehrkräfte zu den Schülerinnen und Schülern sind gut.

Potenzial besteht u. E. vor allem darin, diese Grundlagen so zu nutzen, dass der Unterricht noch stärker auf die individuellen Lernbedürfnisse eingeht, indem er die Schülerinnen z. B. stärker als Akteur des eigenen Lernprozesses versteht und Unterrichtssettings schafft, die weniger auf reproduzierendes und trainierendes Arbeiten, sondern stärker auf kognitiv aktivierendes Lernen ausgerichtet sind.

Die Carl-Cohn-Schule setzt im Rahmen ihres spezifischen Profils deutliche Schwerpunkte im Bereich der Förderung spezifischer Bedürfnisse, z. B. durch die Jungenpädagogik, der Entdeckung individueller Interessen, z. B. durch Jeki als auch eine möglichst gute Förderung durch die gezielte Leistungsrückmeldungen, z. B. durch die Lernentwicklungsgespräche oder eine intensive kollegiumsinterne Auseinandersetzung darüber, wie Zeugnisse gestaltet sein sollten. Einen Überblick über die organisatorische Gestaltung und den inhaltlichen Umfang der Förderung gibt das Förderkonzept.

Entwicklungsmöglichkeiten bestehen u. E. darin, die o. g. Schwerpunkte nicht nur auf schulischer Ebene, sondern auch stärker in den Unterricht einfließen zu lassen, z. B. durch die Beantwortung der Fragen: Wie sollte ein Unterricht gestaltet sein, der stärker auf die spezifischen Lernbedürfnisse der Jungen eingeht? oder Wie können die Kompetenzformulierungen innerhalb der neuen Curricula so genutzt werden, dass sie auch im Unterricht den Schülerinnen und Schülern eine stärkere Orientierung über den eigenen Lernprozess geben? oder Wie kann das Medienkonzept auch im alltäglichen Unterricht präsenter werden? (nahezu alle Klassen sind mit Smartboards ausgestattet, genutzt werden sie praktisch nicht).

Anders als im unterrichtlichen Handeln lässt sich in der erzieherischen Haltung der Lehrkräfte eher ein Konsens feststellen. In Bezug auf das Schulleben wird den Schülerinnen und Schülern vermittelt, dass sie Einfluss auf das Schulleben haben. Befragungen der Schülerschaft, die Arbeit in der Kinderkonferenz oder im Klassenrat lassen sich auch als Aspekte einer Demokratieerziehung verstehen. Durch ein regelhaftes Sozialtraining und das Streitschlichterkonzept lernen die Schülerinnen und Schüler Verantwortung für ihr soziales Handeln zu übernehmen.

Sowohl die Eltern als auch die Schülerinnen und Schüler sind mit den Angeboten der Schule überwiegend zufrieden. Anlass zur Kritik sehen die Eltern eher in Bedingungen, die die Schule kaum beeinflussen kann, z. B. der Raumsituation. Für hohe Zufriedenheit sorgt die konstruktive Haltung der Schulleitung gegenüber Anliegen der Elternschaft.

Das soziale Klima und der individuelle Freiraum der einzelnen Lehrkraft sind die wesentlichen Faktoren, die zu einer hohen Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führen.

Trotz einer insgesamt hohen Arbeitszufriedenheit sollte der Befund reflektiert werden, warum fast die Hälfte der an der Befragung teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen kaum Möglichkeiten sehen, wie die pädagogische Qualität der schulischen Arbeit weiter verbessert werden kann.